06.04.20 - Mit der Kampagne «metall+du» will Metaltec Suisse Nachwuchs gewinnen.
Botschafter, die Schulklassen im Werkunterricht besuchen, sollen dabei die Jugendlichen für eine Lehre in der Metallbaubranche begeistern. Ein erster Pilotdurchgang fand statt.
Ein Februarmorgen im Schulhaus Pfaffechappe in Baden: Die Schüler der zweiten Realklasse von Werklehrer Christof Borner sind eifrig am Arbeiten. Sie bohren, feilen, schrauben, schweissen und schneiden. Sie arbeiten mit Metall. Entstehen soll ein Raclette-Grill. Patrick Burkhard, sonst Werkstattleiter bei der Firma Gurtner Metallbau AG im aargauischen Buchs, leitet die Schüler zum ersten Mal an. Dies im Rahmen der Nachwuchsmarketing-Kampagne «metall+du». Burkhard ist als Botschafter des Fachverbands Metaltec Suisse unterwegs. Ziel des Pilotprojekts ist es, jungen Menschen das Arbeiten mit Metall näher zu bringen und aufzuzeigen, welche spannenden Berufswege es im Metallbau gibt. Die Metallbaubranche ist auf gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen. Für die Betriebe ist es essenziell, Nachwuchs rekrutieren und ausbilden zu können.
Metallbauer-Box für Werkunterricht
Das Werken mit Metall unter der Anleitung eines Botschafters an der Schule in Baden war der erste Unterricht dieser Art. Geplant sind weitere Besuche in Schulen der Oberstufe. Vorgesehen sind jeweils drei bis sechs Doppellektionen pro Klasse. Der Botschafter besucht die Schüler jeweils im ersten Block, um das zu erarbeitende Werkstück vorzustellen und den Werklehrer zu unterstützen. Gleichzeitig stellt der Botschafter die Berufe im Metallbau vor. Und er besucht die Schüler erneut im letzten Block. Dann bespricht er zusammen mit allen Teilnehmern die fertigen Werkstücke und informiert nochmals über die Ausbildungsmöglichkeiten im Metallbau. Wenn gewünscht, vermittelt er Schnupperlehren für Interessierte.
Für die Lektionen stellt Metaltec Suisse kostenlos eine Metallbauer-Box zur Verfügung. Diese ist gefüllt mit Plänen, Material und einem Werkzeugkoffer. Die Infrastruktur wie Werkraum, Werkbänke und die Werkzeuge, beispielsweise Feilen, Schraubenzieher oder Schleifmaschinen, sind in den Schulen bereits vorhanden. Weiter stehen für das Marketing verschiedene «metall+du»-Give-Aways wie T-Shirts, Badetücher, Leuchtstifte, Flyer und vieles mehr bereit.
Der Botschafter erfasst nach Abschluss der Aktion die Adressen von den Schülern, die das wünschen. Sie erhalten nach den Lektionen weiterhin regelmässig Informationsmaterial, um sie bei der Berufswahl zu unterstützen. Wer weiss, vielleicht entscheidet sich der eine oder die andere für eine Lehre im Metallbau. Eine Ausbildung, die Zukunft hat.
Sechs Fragen an Christof Borner, Werklehrer an der Schule Pfaffechappe in Baden:
Herr Borner, wie viele Schülerinnen und Schüler der Pilotklasse haben sich direkt nach den zwei Werk-Lektionen ans Pult gesetzt und einen Bewerbungsbrief für eine Schnupperlehre in einem Metallbaubetrieb geschrieben?
Christof Borner: (Noch) keine. Wir stehen nach zwei Lektionen am Anfang dieses Projekts und ich denke, es ist noch zu früh für die Schülerinnen und Schüler, um sich eine fundierte Meinung zu bilden.
Was ist Ihr Eindruck: Wie gefällt den Schülern das Werken mit Metall?
Die Metallbearbeitung ist neu für sie. Sie schwanken noch zwischen Neugier und Vorurteilen, im Sinne von «man macht sich dabei schmutzig, es ist laut und gefährlich».
Und wie gehen die Schüler ans Metallwerken heran?
Die meisten noch ziemlich verhalten. Es gibt aber auch ein paar Jungs, die springen sehr darauf an. Das Schweissen zum Beispiel hat für sie einen speziellen Reiz.
Wer hantiert geschickter mit Metall: Die Mädchen oder die Jungs?
Tendenziell schon eher die Jungs, aber es gibt durchaus auch Mädchen, die anpacken können und neugierig auf das «neue» Material sind.
Gibt es einen Unterschied beim Werken mit Metall, verglichen mit anderen Werkstoffen wie zum Beispiel Holz oder Ton, und wenn ja, welchen?
Oh ja! Metall verzeiht weniger Fehler, man muss genauer arbeiten. Es ist zäher beim Sägen und Bohren. Holz und Metall haben ein paar grundlegend andere Eigenschaften wie etwa Härte und Dichte, Formbarkeit, Schmelzfähigkeit, Leitfähigkeit, Glanz oder auch unterschiedliche Möglichkeiten bei Verbindungen. Dies kann und muss man beim Einsatz als Werkstoff berücksichtigen.
Ihr persönliches Fazit: Wie sinnvoll finden Sie die Aktion «metall+du» macht Schule?
Das ist sehr sinnvoll. Ich würde es begrüssen, wenn auch aus anderen Branchen ähnliche Anfragen kämen. Für die Jugendlichen eröffnen sich dadurch vertieftere Einblicke in die Berufswelt und die Firmen dürften mit mehr Interesse für Lehrstellen rechnen. Und nicht zuletzt ist es auch für die Lehrperson eine schöne Gelegenheit, sich persönlich weiterzubilden.
Würden Sie auch in Zukunft mit Ihrer Klasse wieder an diesem Projekt mitmachen?
Auf jeden Fall. Das Projekt ist für die Schüler eine Bereicherung. Vielleicht könnte man auch mit einer Klasse einmal an einer Firmenführung teilnehmen. So hätten Jugendliche mit falschen Vorstellungen die Möglichkeit, ihre Ansichten zu revidieren. Für Schnupperlehren melden sich ja nur Schülerinnen und Schüler an, die sowieso schon interessiert sind.